Donnerstag, 30. Mai 2019

Lavendel vermehren und Frankreich-Schwärmereien


"Lass uns mal was zu Lavendel machen", sagte meine Chefin vor einem Jahr. 
"Gute Idee", antwortete ich, "ich liebe Lavendel!" Der mediterrane Halbstrauch bietet gleich einiges, was ich ganz wunderbar finde. So wie die meisten vermutlich, surprise, surprise, liebe ich natürlich den Lavendelduft! Lila gehört zu meinen Lieblingsfarben und nicht zuletzt liebe ich das Land, in dem der Lavendel berühmt geworden ist. Seltsamerweise kenne ich aber die Region, die er maßgeblich geprägt hat, gar nicht. Ich war ich nur noch nie in der Provence mit den kilometerweiten Lavendelfeldern!! Ist denn das zu fassen?  Ich rechne nach. Unzählige Male habe ich Frankreich bereist: 9 Monate Paris zum Praktikum im Institut d'agronomie und an der Sorbonne, 2 Wochen Montpellier als Schülerin bei einer Familie, 2 Wochen Feriencamp nahe Monaco, 2 Wochen Rundreise Monaco und Nizza, 2 Wochen Grimaud mit Mann und Kindern, Jahr für Jahr in den Französischen Alpen zum Skifahren in meiner Kindheit, ein paar Tage Ile de Ré, 2 Wochen Biarritz mit Blick aufs Meer und die Surfer im Atlantik. Oh ha, das war mir gar nicht bewußt, wenn ich es mal konkret aufzähle, dass ich somit schon über ein Jahr in Frankreich verbracht habe. Irgendwie schön, sich das vor Augen zu führen. Aber verdammt, noch nie habe ich als Pflanzenliebhaberin die Lavendelfelder gesehen. Und dieses Jahr wird es wohl auch nichts werden. Bis spästestens Ende Juli muss man aber dort gewesen sein, sonst ist alles abrasiert. Abgemäht werden die duftenden Blütentriebe für die Parfum-Hersteller und die Kosmetikindustrie. Ich frage mich, woher diese Sehnsuchtsorte kommen. Aus Bildern, Träumen, Fantasien? Aber Fotos sieht man hunderte täglich. Und dennoch gibt es bestimmte Orte, Städte oder Landschaften, die man noch nie besucht hat und eine besondere Anziehungskraft ausüben, geradezu nach einem rufen. Der erste Klischeeausdruck, der mir dazu einfällt ist magisch. Ja, stimmt irgendwie. Na, wollen wir mal schauen, wann ich es in die Provence schaffe und ob es mir dann wirklich so gut gefallen wird, wie vermutet.

Bis es soweit ist, habe ich immerhin dank meines Artikels, den ich letztes Jahr über den Lavendel geschrieben habe (Link unten) und aufgrund einer großen Pflanzenrettungsaktion, bald die Provence zu Hause! Bei der Ausarbeitung meines Lavendelbeitrags 2018 wollte ich unbedingt eine Passage zur Lavendelvermehrung einbringen. Denn wenn man schon solch eine schöne Pflanze im Garten hat, möchten die Leser vielleicht auch wissen, wie man mehr davon bekommt? Es gibt Möglichkeiten. Kaufen natürlich und vermehren. Es gibt zwei Möglichkeiten der Lavendelvermehrung. Stecklingschneiden und aussäen. Bilder zur Lavendelvermehrung mussten also her für die Anreicherung meines Textes. Es gab aber keine. So musste ich handeln. Nur zu gern!

Zu Hause schnappte ich mir sofort einen Topf, Gartenerde und unseren Lavendel, den klassischen Echten Lavendel (Lavandula angustifolia). Dann versuchte ich einfach mein Glück, knipste einen weichen Lavendeltrieb ohne Blüten ab, eine Schere ist gar nicht nötig. Gerissene Stecklinge wachsen genauso gut an. Dann streifte ich die unteren Blätter ab (dort bilden sich die neuen Wurzeln) und steckte den kleinen Zweig einfach in die angefeuchtete Erde. Nun hieß es einfach Abwarten. Nicht unbedingt mein Spezialgebiet, aber nach einigen Wochen fing der kleine Lavendelsproß tatsächlich an zu wachsen. Toll, wie einfach das geht. 
Lavendel-Steckling

Heute, ein Jahr später, treibt mein Lavendelsteckling das erste Mal Knopsen aus. Und wie er gewachsen ist! Große Freude! Auch die Überwinterung war gar kein Problem. Ich hatte einfach Noppenfolie um den Topf gewickelt und ihn auf einen Tisch an die Hauswand gestellt.
Ein ein Jahre alter Lavendel-Steckling mit ersten Blüten. Im Hintergrund ist meine diesjährige Pflanzenanzucht zu sehen, viele Stauden aus Samen, Erdbeerableger und natürlich auch Lavendel-Stecklinge.

Die zweite Variante ist übrigens die Aussaat. Die ist genauso einfach. Warten Sie bis zur Reife der Samen und werfen Sie sie im nächsten Frühjahr ins Beet. Es wird keimen. Bis das Pflänzchen dann aber mal blüht, wird es dauern, mindestens zwei bis drei Jahre. Meine Sämlinge von der diesjährigen Aussaat sind aktuell vier Zentimeter groß.

Hier noch der Link zu meinem Lavendelartikel. Wegen der Verlinkung handelt es sich um Werbung:
https://www.schoener-wohnen.de/einrichten/garten-terrasse/41154-bstr-praechtiger-lavendel-nuetzliche-infos-rund-um-die-duftpflanze 

Montag, 27. Mai 2019

Pflanzenbörse und Wiesenkräuter-Führung

Ich sitze an meinem Notebook. Links neben mir steht ein grün-weißer Wiesenstrauß, aus dem ein paar gelbe und lila Blüten hervorlugen. Am Samstag habe ich ihn während einer Kräuterwanderung gepflückt. Er sieht immer noch schön aus mit den vielen filigranen Rispen und weißen Doldenblüten. Farblich passend steht er in einer schlanken, geriffelten grünen Vase, die ich neulich als Schnäppchen ergattert habe. Ich mag sie sehr.
Ich bin sehr glücklich mit meiner neuen Blumendekoration und wenn ich Appetit hätte, könnte ich den Großteil davon auch noch verzehren. Ja, wirklich! Schwer vorstellbar, oder?

Grün in grün: mein Wiesenstrauß mit Wiesenkerbel, Giersch-Blüten, die dem Kerbel sehr ähnlich sehen, die Blätter des Wiesen-Bärenklaus, Farnblätter, Gräser, Hahnenklee, Gundermann …
Hier ist der Strauß ein wenig näher rangeholt, damit die zarten Blattstrukturen und Blüten besser zu erkennen sind.

Noch erstaunlicher  ist die Wiesenkerbelblüte im Detail. Ich bin ganz entzückt von so viel unerwarteter Schön- und Zartheit!
Die Blüten des Wiesen-Kerbels
Wie kam ich also zu der Kräuterführung? Fangen wir von vorne an. Am Samstag war bei uns Naturtag.  Darauf hatte ich mich schon seit Wochen gefreut. An diesem Tag war eine Pflanzenbörse für den Vormittag geplant und für nachmittags jede Menge Pflanzenführungen.
Morgens bin ich also zu den aufgebauten Ständen der Pflanzenfans gegangen. So vermute ich zumindest, denn alle Standbesitzer hatten ihre selbstvermehrten Pflanzen mitgebracht. Total klasse! Ich konnte mich gar nicht sattsehen und bin von Stand zu Stand getrödelt. So konnte ich auch gleich die Gelegenheit nutzen, um die Menschen kennenzulernen, die genauso pflanzenbegeistert wie ich über ihr Gartenhobby berichteten. Eine von ihnen betreibt sogar nebenberuflich eine Wildstaudengärtnerei auf 1000 qm. Eine Idee, die ich sehr verlockend finde. Auch der Nabu und der Bund Naturschutz waren vor Ort. An ihren Ständen habe ich mich im Detail über Wildbienen- und Schmetterlingsweiden informiert und deshalb heute gleich noch mal eine Ladung Blumensamen gekauft :-) Wenn man helfen kann …!
Pflanzen habe ich selbstverständlich auch bei der Pflanzenbörse gekauft. Wer kann da auch einfach vorübergehen, wenn die kleinen süßen Setzlinge einen mit ihren großen Keimblättchen anschauen. Ich nicht! So habe ich einen Frauenmantel, zwei Akeleien (eine schwarz und eine rosa to be, also wohl erst nächstes Jahr blühend), eine Glockenblume, ein Eisenkraut und eine Trollblume mit unheimlich trolligen, gelben Blütenköpfen) geshoppt. Zwei  Pflanzen sind auch dabei – ich muss es eingestehen – deren Namen ich nicht weiß. Habe im Kaufrausch die Namen vergessen. Kannte sie vorher nicht.  Aber man kann ja auch nicht alles wissen ;-)

So sieht Shopping meistens bei mir aus. Eine Einkaufstasche voller Pflanzen!
Für die Kinder gab es auch ein paar schöne Aktionen. Zum Beispiel das Einpflanzen von Erbsensamen. Ich bin sehr gespannt, ob sie keimen werden. Das Interessante dabei war für mich aber insbesondere dieser "Pflanzentopfhersteller". Um ein Hölzchen werden fest zwei Streifen Zeitungspapier gewickelt, unten vier mal umgeknickt und dann mit Kraft in einen Holz-Untersetzer gepresst. Fertig ist das Samentöpfchen!  So einfach, so gut!


Bei der Kräuterführung habe ich viel über die Wiesenkräuter gelernt. Ich kenne mich besser mit Kulturpflanzen aus und wollte deshalb gern etwas dazulernen. Es war sehr informativ. Es ging um Giersch, Gundermann und Brennessel. Davon berichte ich das nächste Mal.
Naturtägliche Grüße,
Ihre Vanessa Schmitt

Sonntag, 19. Mai 2019

Das Gärtnern ist des Menschen Lust und manchmal Leid


Hallo, liebe Gärtnerinnen und Gärtner!
Es ist viel passiert. Logisch. Wir haben ja auch den Wonnemonat Mai. Obwohl das Wetter bisher nicht so wonnig für uns Menschen war, kommt die Natur dennoch so langsam in Gang. Die Blütensträucher sind noch in den schönsten Farben zu sehen oder teilweise schon ausgeblüht. Einige Blüten meiner Aussaaten vom letzten Jahr sind auch schon geöffnet: Meine Ringelblume blüht schon fleißig vor sich hin, ebenso der Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum), den ich letztes Jahr mit einer Tüte Bienenweidepflanzen ausgesät hatte und dieses Jahr üppig aus den Beeten sprießt. 
Fadenklee

Ringelblume (Calendula officinalis)

Das Hasenglöckchen ist schon ausgeblüht und bildet jetzt fleißig Samen, auf deren Ernte ich mich jetzt schon freue. Werde versuchsweise einige gleich nach der Ausreife einsäen und die anderen im Herbst und im nächsten Frühjahr auf der Fensterbank. Denn nach der Blüte ist vor der Blüte!
In meinem Garten bilden sich nun auch die ersten Knospen der Stauden. So auch bei meinem Rittersporn im Kübel, den ich letztes Jahr gekauft hatte. 
Was habe ich mich gefreut, die ersten Blütenansätze zu entdecken. Man ist ja fast schon so stolz wie bei den eigenen Kindern, wenn sie etwas Neues können oder geschaffen haben. Dann geschah das, was Sie jetzt vielleicht schon ahnen: Der Trieb mit den Knospen ist abgebrochen. Ich habe die Nachbarskatze in Verdacht, die hier permanent rumstreunert. Dagegen habe ich grundsätzlich nichts, aber wenn sie meine Pflanzenbabys abknickt und in die Beete ihre Haufen setzt, find ich das ganz und gar nicht niedlich. Ich habe es schon mit Kaffeepulver versucht, aber so richtig scheint sie das nicht abzuschrecken. Haben Sie einen Tipp außer der bekannten "Verpiesel-Dich-Pflanze", um die Katzen aus den Beeten fernzuhalten?

Außerdem machen die Läuse meinen Pflanzen dieses Jahr das Leben schwer. Letztes Jahr hatte ich gar keine – dieses Jahr krabbelt es unter fast jedem Blatt und an den Knopsen. Was ich noch nie gesehen habe: Blattläuse an Erdbeeren! Aktuell versuche ich sie mit Brennnesselbrühe zu verscheuchen. Wenn das nicht hilft, werde ich zu Grüner-Seife-Lauge greifen. Ein Tipp einer Bekannten, die für einen großen und sehr bekannten Rosenbetrieb im Kreis Pinneberg gearbeitet hat. Ich liebe den Austausch unter Gleichgesinnten. Das ist natürlich kein bahnbrechener neuer Hinweis mit der Seife, aber ich schätze es sehr, Erfahrungen, Erfolge und Misserfolge auszutauschen. Denn Hausmitteltipps gibt es wie Läuse am Trieb.

Was ich wiederum sehr Schade finde ist, dass ich so wenige Menschen kenne, die noch echte Pflanzenkenntnisse haben. Es gibt sie, das weiß ich, aber um mich rum, nichts als Gärten des Grauens. Straße um Straße reihen sich langweilige Gärten aneinander. "Pflegleicht, sollen sie sein" lautet hier zu meist das Credo. Also nur Immergrüne und Kies oder Rasen. Ein Jammer. Dabei wäre es ein leichtes, einfach ein paar Samen ins Beet zu werfen und etwas Blühendes zu schaffen.

Ich weiß, dass der Garten, wenn er wirklich gut aussehen soll, einiges an Arbeitsleistung abverlangt, aber er gibt auch so viel zurück. Innere Ruhe und Gelassenheit und die große Freude, wenn die Knospen sich öffnen. Zum Glück habe ich noch weitere Rittersporne gepflanzt, die hoffentlich auch bald blühen werden. Außerdem hoffe ich jetzt einfach mal, dass der Chelsea Chop, also das gezielte Einkürzen von Pflanzen, um mehr Blüten und Verzweigungen zu erzielen, auch für den Rittersporn gelten mag ;-)

Es ist immer gut, mehrere Pflanzen einer Gattung im Beet zu haben, dann sind Verluste zwar immer noch traurig, aber verschmerzbarer. 




Freitag, 10. Mai 2019

Bauerngarten – so würde ich ihn anlegen und bepflanzen

Ich habe einen Traum und zwar von einem Bauerngarten. Ich mag diese romantischen Gärten, weil sie klassischerweise mit allem bepflanzt werden, was mir gut gefällt und was mir wichtig ist: Stauden, Gemüsepflanzen, Obststräucher und -bäume, Kräuter und hier und da eine Einjährige, wie das Schmuckkörbchen zum Beispiel.
Schöner Ausblick aus den petrolfarbenen Fensterläden auf die blühenden Azaleenbüsche! So in der Art könnte ich mir das sehr gut für mich vorstellen. Gesehen im Museumsdorf Kiekeberg.

Mir gefällt auch die Art der Umgrenzung des Bauerngartens durch Staketenzäune sehr gut. Nachdem ich mich schon seit längerem gefragt habe, woher das Wort stammt, habe ich nachgelesen.
Bauerngarten mit Staketenzaun und Stachelbeerbusch - genauso wünsche ich es mir. Gesehen im Hof Wiedwisch.

Anscheinend ist Stakete / Staket eine Ableitung des altfranzösischen Wortes estache - zu deutsch Pfahl.
Die Idee der Aufteilung einzelner Pflanzabteile durch flache, geflochtene Weidenzäune sagt mir ebenfalls sehr zu. Das ist ein schönes, natürliches Material, man könnte es sogar direkt pflanzen und die Zweige miteinander verweben. Es gibt einen guten Windschutz für die Pflanzen ohne die Sicht auf sie zu nehmen.

Weidenzaun für ein Staudenbeet, gesehen im Arboretum Ellerhoop.

Zu solch einem Bauerngarten gehört natürlich auch ein passendes Haus. Am liebsten ein Bauernhaus.
Hach, ich mag reetgedeckte Dächer und Fachwerkhäuser! Ein Flieder vor der Tür rundet das perfekte Ensemble ab! Gesehen bei Ammerbeck.


Ich bin in der Nähe des Kiekebergs in der Gemeinde Rosengarten aufgewachsen. Klingt das nicht schon einfach malerisch? Wahrscheinlich hat mich deshalb mein Weg in den Gartenbau geführt! Im Museumsdorf kann man sich anschauen, wie die Menschen früher gearbeitet und gelebt haben. Eines dieser Wohn- und Stallhäuser sehen Sie hier. Originell in Blau gestrichen. Hab ich vorher so auch noch nicht gesehen, gefällt mir aber ausgesprochen gut!

Oder doch lieber mit rotem Backstein? Hhmm, kann mich gar nicht entscheiden, was mir besser gefällt.

Geht's noch besser? Fachwerkhaus mit blühendem Schlehdorn in Ehestorf-Rosengarten.
Fehlt nur noch die Bepflanzung. Ein paar meiner absoluten Must-haves für meinen Bauerngarten sind: Kuhschelle (Pulsatilla), Flieder (Syringa), Bärlauch (Allium ursinum), Strauchpfingstrosen (Paeonia suffructicosa, Zierlauch (Allium), Hasenglöckchen (Hyacinthoides). Warum? Weil die Pflanzen einfach wunderschön sind. Natürlich habe ich noch weitere Favoriten. Hier nur ein paar exemplarische für die, die im Mai blühen. Man achte auf die Neigung zu lila-rosa. Meine Schwäche.

Kuhschelle

Flieder

Bärlauch

Strauchpfingstrose

Zierlauch


Hasenglöckchen

Ich werde jetzt weiter für meinem Traumgarten arbeiten und derweil von ihm träumen.
Bäuerliche Grüße, Ihre Vanessa Schmitt

Wegen der Namens- und Ortsnennung enthält dieser Beitrag Werbung.

Mittwoch, 8. Mai 2019

Pflanzen in der Schweiz - so schön blüht es in den Bergen

Innerhalb der letzten vier Wochen bin ich ganz schön rumgekommen. Heute Teil 1 dazu.
Wenn ich irgendwo unterwegs bin, dann schaue ich natürlich, was dort blüht! Ist so eine Berufskrankheit. Aber ich finde es auch ehrlich immer sehr spannend zu sehen, wie weit die Vegetation in anderen Gegenden und in meinem Fall auch in anderen Höhenlagen schon ist.

Mitte April habe ich gleich mehrere Meter gen Himmel bereist. Ich war sowohl knapp über Meeresniveau, auf 193 Metern, dafür aber am See unterwegs! Und nicht nur irgendein See, sondern ein ganz berühmter, am Lago Maggiore, der Lange See, der zu einem Teil in der Schweiz, zum anderen in Italien liegt, der war mein Ziel. Ein wunderbar angenehmes mediterranes Klima herrscht an diesem Gewässer und den angrenzenden Tessiner Bergen. Am Lago Maggiore machten wir einen Ausflug in den Parco Botanico del Gambarogno. Malerisch! An den Park grenzt auch eine (dazugehörige?) Gärtnerei, ein Traum und Alptraum zugleich. Superschöne Pflanzen sind dort zu entdecken - in Lila, Pink, Weiß, Gelb, die ganze Farbpalette und alle mit außergewöhnlichen Blüten - soweit der Traum. Der Alptraum: ich konnte keine einzige mitnehmen, denn shame on me, ich war mit dem Flugzeug angereist. Das Schweizer Sicherheitspersonal hätte wohl etwas komisch geschaut, wenn ich, mit einer Kamelie unter den Arm geklemmt, versucht hätte, uns zwei durchzuschleusen.
Jacke aus, bei der Pflanzenpracht wird mir ganz heiß!

Im Park gab es jede Menge Kamelien- und Magnolienbäume. Aber auch Kletterpflanzen, wie diese, die sich an der Böschung, die hinunter zum Park führte, um die Stützstreben wand. Sie blühte ganz wunderbar in Lila, auch wenn es namentlich um einen Blauregen handelt.
Auch im Knospenstadium ein Hingucker! Erinnert mich immer an die Blütenstände einer Lupine. Wisteria brachybotrys 'Okayama' heißt diese Blauregen-Sorte.

Kameliendame: Camellia japonica -rosa forte semidoppio- Ich übersetze mal: dunkelrosa,  halbgefüllt.


Prachtspiere in schneeweiß: Exochorda serratifolia 'Snow White'

Zum anderen bin ich bis auf eine Höhe von 1000 Metern bis zum Caumasee im Kanton Graubünden hochgeklettert. Gleiches Wochenende, aber eine komplett andere Welt. Größer könnten die Unterschiede nicht sein. Am Lago Maggiore erwarteten mich und meine Begleiterinnen schon eine für diese Jahreszeit wohl temperierte Atmosphäre, hoch oben in den Bergen lag noch Schnee, die letzten Skifahrer zogen ihre Schlangenlinien über die Pisten und der Großteil der Flora sah noch ein wenig matschig und braun aus. Ein bisschen blühte es aber dennoch, man musste nur genau hinschauen und das habe ich auch getan bei einem Spaziergang zum zweiten See meines Trips, dem Caumasee. Ein Träumchen übrigens, mit seiner türkisfarbenen Färbung!
Fast ein Geheimtipp: der Caumasee in Flims. Leider noch zu kalt, um dort im Frühjahr zu baden.
So niedlich und überall im Wald unter den Gehölzen zu entdecken: das Leberblümchen! Es steht unter Naturschutz, also bitte nicht pflücken! Aber mit der Kamera kann man es zum Glück gut mitnehmen :-)
Genau hingeschaut: Na, erkennen Sie's? Eine Lenzrose, die es sich am Hügel unter dem Laub gemütlich gemacht hat.

Ein ständiger Begleiter: die massiven Felswände, die alles einkesseln wie ein übermächtiger Bewacher. Auch das Wetter wird natürlich durch die Berge beeinflusst. Viel wuchs noch nicht im April, aber bei den Einheimischen, die dauerhaft in dieser wunderbaren Bergwelt wohnen, konnte ich dann doch noch ein paar Pflänzchen entdecken. Da sich die Häuser hier natürlich am Hang befinden, sind die Gärten größtenteils mit Steinwällen eingezäunt.
Hinter mir erheben sich die Bergwände der Schweizer Alpen!

Diese Pflanzen pfeifen auf die Kälte und verschönern die Berggärten: 

Steinkraut (Alyssum)

Auch in der Schweiz heimisch: der Löwenzahn!
Hübsche Farbkleckse: Löwenzahn säumt die Bergstraße.

Was fließt denn da?
Wie ein lila Fluss schlängelt sich das violette Blaukissen (Aubretia) durch die Steinbrocken. Der war aber natürlich gepflanzt und nicht natürlich gewachsen. Blühte aber bereits Mitte April auf 1000 Meter Berghöhe!


Es war ein toller Ausflug in die Schweizer Berg- und Pflanzenwelt für mich. Bald erzähle ich von meinem Ausflug ins Arboretum.
Achtung, wegen Verlinkung Werbung: Wenn Sie meine Gartenreportage zum Lago Maggiore lesen möchten, um noch mehr schöne Kamelien und Magnolien zu sehen, klicken Sie bitte hier:

Ein Besuch im Botanischen Garten am Lago Maggiore

Grüezi mitenand', Ihre Vanessa Schmitt

Samstag, 4. Mai 2019

Fensterbankgärtnerei und Jungpflanzenanzucht für Pflanzenverrückte

Mein Name ist Vanessa und ich bin blumensüchtig. So oder so ähnlich würde mein Begrüßungssatz in einer Selbsthilfegruppe für Pflanzenabhängige lauten :-) Ich kann einfach nicht in eine Gärtnerei gehen, ohne etwas mitzunehmen. Und ich kann nicht die Natur, einen Park oder ähnliches durchwandern, ohne ein paar Samen einzusammeln.

Zugegebenermaßen kein schönes Aufmacherbild. Aber wir sind hier auch nicht bei Germanys next Topplant, sondern in einer Hobbygärtnerei. So sieht das echte Gärtnerleben aus. Kleine unscheinbare Samen müssen ins Töpfchen. Es handelt sich hier um die gefundenen Distelsamen.
Meine Ausbeute von heute: die Samen des Dreidornigen Lederhülsenbaumes (Gleditsia triacanthos). Keine Ahnung, was ich damit eigentlich soll, ob sie überhaupt keimen werden und wo um Himmelswillen in unserem Garten ein Baum stehen soll!? Aber ich musste sie mitnehmen. Und ich werde sie einpflanzen. Sie lagen doch dort so erwartungsvoll, diese wundersam aussehenden langen Schoten. Ungefähr dreißig Zentimeter lang, zu hunderten und in jeder Schote mindestens 10 Samen. Sie riefen quasi: "Mach was aus mir. Lass mich wachsen!" Wir werden sehen, was daraus wird. Morgen werde ich sie einpflanzen. Die eine Hälfte der Samen werde ich vorher in Wasser einweichen, die andere kommt direkt in die Erde.

Mein anderes Mitbringsel waren Samen von einer Distel. Wie sie letztendlich aussehen wird, weiß ich noch nicht, da die vorhandene Pflanze mich nur mit kleinen grünen Blättchen anschaute. Und eben auch mit ein paar vertrockneten Samenständen. Ich hoffe, dass es diese wunderschönen lilafarbenen werden, die ich so mag! Ein Wahnsinnsblau, furchtbar pieksig und unwirklich. Ich halte Sie auf dem Laufenden!

Weiter nun im Text zu meiner Fensterbankgärnterei. Man kann ja nach wie vor noch nicht alles draußen säen. Wir haben den 4. Mai und das Wetter ist durchwachsen in Norddeutschland. Ist auch ok vor den berühmt-berüchtigten Eisheiligen oder der Kalten Sophie oder wem auch immer, Hauptsache, die Temperaturen bleiben bald konstant über 10 °C nachts und tags über 18 °C. Dann können sie raus, meine kleine Schätze. Eine Charge habe ich nämlich schon verloren. Selbst Schuld. War zu ungeduldig. Hatte Spaghettikürbissamen auf der Fensterbank ausgesät. Sind tipptopp gekeimt, schnell und gut gewachsen. Dann kam ich und habe sie ins Hochbeet ohne Schutz gepflanzt. Sind alle erfroren. Sehr traurig. Spagehettikürbis ist der einzige Kürbis, den ich geschmacklich wirklich ansprechend finde. Die anderen können sich nicht entscheiden, ob sie eine Süßkartoffel oder Möhre sein wollen, sagt mein Kollegin Katharina immer, sehr treffend, wie ich finde.
Meine Spaghettikürbis-Babies – Schade, dass ich sie zu früh rausgebracht habe.
Aktuell quillt unsere Fensterbank über von Töpfen, ausgewaschenen Puddingbechern mit Deckeln (Mini-mini-Gewächshaus!) der Kinder und einer professionellen Anzuchtwanne mit Haube und den darin wachsenden Keimlingen. Status quo sind gekeimte Ochsenherzen-Tomatensamen, die ich neulich vor dem Verzehr gerettet habe. Ich bete, dass es keine F1 Hybriden sind, also eine Kreuzung mit unfruchtbaren Nachkommen, was sehr wahrscheinlich wäre, da sie aus dem Supermarkt stammen. Aber ich forsche und experimentiere sehr gern. Ich halte Sie auch hier auf dem Laufenden! Desweiteren habe ich gekeimte Schmuckkörbchen, Zinnien, Jungfer im Grünen, Duftwicken, Löwenmäulchen und Akeleien. Auf die Keimung der eben gesäten Disteln warte ich natürlich jetzt. Das Fenster ist ein Ostfenster, ideal für die Aussaat.

Draußen habe ich natürlich auch schon ausgesät auf den paar Streifen, die ich zur Verfügung habe. Samenmischungen funktionieren auch bei diesen Temperaturen schon ganz gut. Auf dem Foto kann mehr sehr gut erkennen, aus welcher Samenhülle der Keimling stammt. Es ist ein Ringelblumenkeimling. Die Samen sehen faszinierenderweise alls unterschiedlich aus. Schon mit Wiedererkennungswert, aber kein Kringel gleicht dem anderen.

Ein Ringelblumensamen – ruckzuck gekeimt. Im Beet stehen noch weitere Calendulapflanzen aus dem letzten Jahr, die bis Dezember im letzten Jahr geblüht haben!!
So, und dann gibt es da natürlich noch die Gärtnereien, die alles gleich so praktisch blüh- und einpflanzfertig für den willigen Pflanzenliebhaber bereithalten. Hier seht Ihr mich in einer schönen Schweizer Gärtnerei am Lago Maggiore. Dazu aber im nächsten Post mehr.

Heute war ich auch in einer Gärtnerei und woran konnte ich nicht vorbeigehen, ohne es zu kaufen?: an einem rot-pinkblühenden (hoffentlich) Fingerhut, einem Türkischen Mohn in zartrosa und einer Wolfsmilch. Letztere blüht schon, bei den ersten muss ich mich noch gedulden. Ich werde berichten!

Pflanzenverrrückte Grüße,
Ihre Vanessa Schmitt

Donnerstag, 2. Mai 2019

Pflanzt Blumen, Leute, aber doch bitte keine Geranien!

Pflanzt Blumen, Leute, aber doch bitte keine Geranien!
Ich höre schon den Aufschrei: "Wieso denn nicht, wenn ich sie doch schön finde?" Vollkommen richtig. Jeder soll das machen, beziehungsweise einpflanzen, was er will. Aber nun kommt das große Aber.
Als vorhin in der Gärtnerei ein Einkaufswagen an mir vorbeifuhr, der beladen war mit Geranien (eigentlich ja Pelargonien), Petunien und Stiefmütterchen, habe ich mich gefragt, warum die Leute so oft zu den ganz klassischen Pflanzen greifen. Warum nicht mal etwas wagen?
Es gibt viele Seiten im Internet, die aufzeigen, welchen sogenannten Trachtwert eine Pflanze besitzt. Der zeigt an, wie viel Nektar und Pollen sie für die Insekten bereitstellt. Bei Geranien und vielen anderen typischen Balkonpflanzen liegt der Trachtwert leider bei 0.  Das Problem ist, dass die sogenannten Balkonblumen meist so gezüchtet sind, dass sie keine oder nur verkümmerte Staubblätter und Stempel ausbilden und somit wertlos für Insekten sind. Das Gleiche gilt übrigens auch für gefüllte Blüten. Sie sind zwar wunderschön, aber biologisch leider nutzlos. Ich pflanze deshalb gern eine Mischung aus Pflanzen fürs Auge und die Insektenwelt.
Es gibt im Übrigen auch einjährige Pflanzen, die ein großes Nahrungsangebot für Insekten liefern. Gute Bienenpflanzen sind zum Beispiel Sonnenblumen, Löwenmäulchen, Kapuzinerkresse oder Borretsch.
Leider nicht in meinem Garten, aber am Spielplatz entdeckt: eine Hummel an einer Zierquitten-Blüte (Chaenomeles).

(Habe ich übrigens alle ausgesät und freue mich schon darauf, sie hier zu zeigen! Aktuell sind sie noch ganz klein.) Zum Thema Bienen & Blumen habe ich hier unter Bienensterben: Ursachen, Folgen und wie wir es verhindern können * einen Artikel geschrieben, wer sich noch mal etwas tiefer mit der Thematik befassen möchte.
Wie Sie lesen, liegt mir das Thema am Herzen. Und natürlich ist irgendeine Blume immer noch besser als keine. Und es verirrt sich sicher auch mal ein Taubenschwänzchen zu einer Geranie, aber ich persönlich würde mich einfach freuen, wenn die Artenvielfalt der Pflanzenwelt in den Gärten und auf den Balkonen erhöht würde.
Und es macht Spaß! Es macht sehr viel Freude, neue Pflanzen auszuprobieren. Wie eine neue Handtasche, neue Schuhe, ein neues Kleid! Steht sie in meinem Garten, kann ich sie gut pflegen, wie lange blüht sie, mag sie meinen Boden? Einfach mal testen, was so funktioniert und überrascht sein, wie schön es wird!
Ich habe mir heute in der Gärtnerei zwei sehnliche Pflanzenwünsche erfüllt, die schon lange auf meiner to-plant-Liste standen. Ich habe mir eine Berg-Waldrebe gekauft:

Clematis montana 'Giant Star' – soll 6 bis 9 Meter hoch werden. Ich bin gespannt! Aktuell ist sie ca. einen Meter groß.

Und ein Tränendes Herz habe ich meinem Garten mitgenommen. Wobei ich den Begriff für Tränendes Herz aus dem Englischen viele schöner finde: Badende Jungfrau. Drehen Sie das Dicentra-Herz (bzw. jetzt: Lamprocapnosmal auf den Kopf und ziehen Sie die äußeren Blütenblätter vorsichtig auseinander, dann sieht es aus, wie eine Dame in der Badewanne - faszinierend!
Lamprocapnos spectabilis  – Trändendes Herz mit der Sorte 'Valentine', soll 60 cm hoch, aktuell 20 cm.

In der Hoffnung, dass viele fleißige Bienchen meine Pflanzen finden und als Nahrungsquelle nutzen werden,
Hände hoch für mehr Vielfalt!
Ihre Vanessa Schmitt

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